Powidales


Die Randlage Österreichs im deutschen Sprachraum bedeutete eine jahrhundertelange Wechselwirkung mit Slawen im Osten und Norden, sowohl eine solche der Sprache als auch eine der Lebensart.

Der Charakter der Menschen im Wiener Raum wurde durch die Wanderung und Assimilation der Tschechen in einzigartiger Weise geprägt.

In diesem Web wird der Einfluss der Tschechen in Wien bis in die heutige Zeit beschrieben.

„böhmisch“

In diesem Web wird mit „böhmisch“ als „aus Böhmen und Mähren kommend“ bezeichnet und die „Böhmen“ immer als „Böhmen und Mährer“ verstanden. Etwa stammt die Großelterngeneration des Autors ausnahmslos aus Mähren.

Der slowakische Einfluss war im 19. und 20. Jahrhundert geringer. In der Monarchie gehörte die Slowakei zur ungarischen Reichshälfte, und daher wanderte die dortige bäuerliche Bevölkerung nur zum Teil nach Wien aus. Während der Zeit des gemeinsamen Staates ČSR / ČSSR (Tschechoslowakei) von 1918-1992 war die Migrationsrichtung überwiegend gegengerichtet, sodass erst in der jüngeren Vergangenheit die Slowaken und Böhmen als ähnlich starke Volksgruppen wahrgenommen werden. Die Volksgruppen der Tschechen (=Böhmen und Mährer) und Slowaken werden im Volksgruppengesetz getrennt genannt.

powidales.at

Wenn in Wien etwas „powidl“ ist, ist es egal.

powidales ist eine Wortschöpfung aus dem Chanson Powidltaschkerln von Hermann Leopoldi. Das Wort leitet sich von Powidl (~Pflaumenmus), die eingedeutschte Version des tschechischen povidla, ab.

Die Einzigartigkeit dieses Wortes, macht es als Titel für diese Seite hervorragend geeignet. Es wurde violett eingefärbt, weil es einerseits aus dem Tschechischen kommt, anderseits durch das „w“ und die Endung „ales“ eingedeutscht wurde.

Powidltatschkerln

Mehlspeis ist für mich kein Essen,
Ich bin nur auf Fleisch versessen,
Wenn’s auch nur ein ganz ein kleines Stück wär.
Und die ganzen Mehlspeissorten,
Gugelhupf, Palatschinken-Torten,
Ess‘ ich nicht, weil ich davon zu dick werd.

Eine Mehlspeis nur, die mag ich,
Die könnt essen jeden Tag ich,
Da vergess‘ ich ganz auch mein Gewicht.
Kann ich so a Möhlspeis kriegen
Lass ich alles stehn und liegen,
Denn auf die bin ich direkt erpicht:

Powidltatschkerln aus der schönen Tschechoslowakei
Schmecken noch viel besser als die feinste Leckerei.
Denn so ein Tatschkerl, so ein powidales,
Das ist doch wirklich etwas pyramidonales!
Und immer denk ich, wenn ich Božena erblick:
Powidltatschkerln, Tatschkerln ist das allerhöchste Glück!

Mittags bin ich bei der Mitzel
Eingeladen auf ein Schnitzel
Und dazu Salat mit Mayonaise.
Dann nach einer kleinen Pause
Gibt’s bei Margit eine Jause,
Speck mit Paprika und Stückerl Käse.

Gleich darauf um sechs Uhr zehne
Krieg ich bei der Fräul’n Helene
Ein Stück Gansl und ein Schweinskarree.
Doch wenn dann um halber acht
Mir Božena die Tür aufmacht,
Was glaub’n Sie, was ich da als erstes seh:

Powidltatschkerln aus der schönen Tschechoslowakei
Schmecken noch viel besser als die feinste Leckerei.
Denn so ein Tatschkerl, so ein powidales,
Das ist doch wirklich etwas pyramidonales!
Und immer denk ich, wenn ich Božena erblick:
Powidltatschkerln, Tatschkerln ist das allerhöchste Glück!

Musik: Hermann Leopoldi, Text: Rudolf Skutajan

Hinweis: Božena: slawische Vorname; Jene, die Gott gehört, ähnlich zu Beatrice oder Beatrix

Variante: Tascherln aus fertigem Blätterteig

Farbwahl

Für tschechische Wörter und Namen wird die Farbe Blau, für deutsche Wörter die Farbe Rot verwendet; und weil die Mischfarbe von rot und blau violett ergibt, ist der Titel der Seite „povidales“ in violetter Farbe gehalten.

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Das Bild symbolisiert einerseits die sprachliche Migration vom Tschechischen zu Deutschen,
anderseits aber auch den Anteil des Tschechischen am Wiener

Autor

Der Name des Autors ist „Fiala“, was zufälligerweise dem Wortstamm für „violett“ im Tschechischen entspricht.

Navigation

Dieses Web ist eigentlich ein in Kapitel aufgeteiltes Buch, das kapitelweise gelesen werden kann. Die Kapitel sind durchnummeriert. Das Menü hat die Navigationsfunktion „Vorwärts-Rückwärts“. Gleichzeitig kann über das Symbol menu Der Gesamtinhalt aufgeschlagen werden.

Das Web besteht aus den Abschnitten

  • powidales (diese Seite)
  • Familiensaga (Migration der Familien des Autors)
  • Gestern (Tschechischer Einfluss durch die Jahrhunderte)
  • Heute (Was erinnert noch an die Tschechen von gestern?)

Übersetzung

Die Texte können mit den Flaggen-Symbolen neben dem Titelbild übersetzt werden. Für diese Übersetzung wird kein professionelles Programm, sondern es wird behelfsmäßig die Seite Google Translate für diese Übersetzung verwendet.

Tschechische Landkarte von Wien

Auf einer besonderen Google-Landkarte sind Adressen mit Bezug zu den Wiener Tschechen in den Abschnitten Standorte, historisch, Palais, Restaurants zusammengefasst.

Interaktiven Karte der Wiener Tschechen

Materialien

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Wiener Tschechen

Demografie

Videos

2022 – Jahr der Wiener Tschechen und Slowaken in Österreich

Niklas Perzi: Österreich – Tschechien: Die Geschichte einer komplexen Nachbarschaft

Tschechenkrise 1968

Tschechien und die Slowakei | eine kurze Geschichte

Stadtentwicklung Wiens bis 1990

Tschechien – Geografie, Bevölkerung, Wirtschaft

Literatur

  • Wien und die „Ziegelböhm“ (wohpartner)
  • F. A. Soukup, Česká menšina v Rakousku / Die tschechische Minderheit in Österreich, 1928;
  • M. Gettler, Die Wiener Tschechen um 1900, 1972;
  • J. Neumann, Tschechische Familiennamen in Wien, 1977;
  • K. M. Brousek, Wien und seine Tschechen, 1980;
  • A. M. Drabek, Tschechen und Deutsche in den böhmischen Ländern, in: E. Zöllner (Hg.), Volk, Land und Staat in der Geschichte Österreichs, Schriften des Instituts für Österreichkunde, 1984;
  • M. Glettler, Böhmisches Wien, 1985; E. Stanek, Verfolgt, verjagt, vertrieben, 1985.
  • Werner Schubert: Favoriten. Verlag des Bezirksmuseums Favoriten, Wien 1992.
  • Richard Basler, Heinz Tichy: Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wien, integratio, 2013