Sprache


Alphabet

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Sprachwechselwirkung

In der folgenden Wortliste sind die Wörter aus drei Verzeichnissen aufgenommen worden

<- Wort wandert vom Tschechischen ins Deutsche
-> Wort wandert vom Deutschen ins Tschechische
(ö) besonders in (Ost-)Österreich

Affe <- opice, opít se Einen Affen haben Affe = sich betrinken PW
Ainetze <- ojnice (Gabeldeichsel)
Bahöö, Pahel <- pahol (Krawall) PW
Balawatsch <- paliti (brennen), palovac (Unterform) PW
barabern <- poroba (Knechtschaft), Schwer arbeiten PW
Baude <- bouda WP
Bißgurn <- piskoř(Schlammbeißer) PW
Bluza <- plod (Frucht) PW
Bomätscher <- pomáhač WP
Bramburi <- brambory (die Tschechen bekamen die ersten Erdäpfel aus Brandenburg) PW
Böhmak -> Böhmák (Böhmischer Dickkopf)
böhmakeln -> (mit tschechische, Akzent deutsch sprechen)
Brille -> brýle MA
Brille -> brýle WP
Buchtel <- buchta (ö) WP
Buchteln <- bubniti (anschwellen) PW
Bürgermeister -> purkmistr MA
Chalupn <- chalupa
Dalk <- vdolek (Vertiefung) PW
Datschkerl <- taška (Tasche, Lehnwort aus dem Deutschen) PW
ditschkerln <- dička (Degenspitze) PW
Duchent (Tuchent) <- duchna (Federbett) PW
dudeln <- dudy (Dudelsack), dudlati (musizieren) PW
Feschak -> feschák
Flasche -> flaška WP
Flöte -> flétna MA
Flöte -> flétna WP
Fotzn <- facka (Ohrfeige) PW
Frnak <- frňák (Nase) PW
Fuhre -> fůra MA
Furiant <- furiant WP
Gatsch <- kaše (Brei) PW
Geschäft -> kšeft WP
Gesicht -> ksicht WP
Gesindel -> ksindl WP
Golatsche <- koláč (kommt von ‚rund‘) PW
Groschn <- grossi pragenses (Prager Münze um 1300) PW
Gschisti-Gschasti <- čisté šaški (purer Unsinn) PW
Halawachel <- halama (Schlingel) PW
Halde -> halda MA
Happen <- chápati (erfassen, begreifen) PW
Haubitze <- houfnice (15. Jahrhundert) WP
Heller -> haléř WP
Howno <- hovno (Dreck) PW
ja (jo), -> jo WP
Jahrmarkt -> jarmark MA
Kaleschn <- kolesa (Kutsche) PW
Kalupn <- chalupa (baufälliges Haus) PW
Klapetz <- chlapec (Bursche) PW
Klempner -> klempíř MA
Knopf -> knoflík MA
Knopf -> knoflík WP
Knödel -> knedlík WP
Kolatsche <- koláče (ö) WP
Kolatsche <- koláč PW
Kren <- křen (ö) WP
Kren <- Křen (Meerettich) PW
Kukuruz <- kukuřice (ö) WP
Kukuruz <- kukuřice (von Kuruzen, die Mais gebracht haben) PW
Kummet <- chomout
Kürschner <- krzno (Pelz)
Lepschi <- lepší (besser); Auf lepschi gehen = sich vergnügen PW
Liwanzen <- lívance
Margraf -> markrabě MA
Målta <- malta (Mörtel) PW
Måtschger <- mačka (Sauce, Suppe); močka (Pfeifenrückstand) PW
måtschgern <- močka (Pfeifenrückstand) PW
Mörtel -> malta MA
Mühle -> mlýn MA
müssen -> muset MA
müssen -> muset WP
Nachschub -> nášup (Nachschlag) WP
Novak <- novák (Neuer oder Neumann) PW
Nudel(n) -> nudle WP
Nusch <- nuž (Messer) PW
Öl -> olej MA
Palatschinke <- palačinke
papierln <- popírati (bestreiten) PW
Pawlatsch <- pavlač (ö) WP
Pawlatsche <- pavláč (Bretterboden) PW
Peitsche -> bič MA
Petschaft <- pečeť WP
Pfarre -> fara MA
Pfarrer -> farář WP
Pflug -> pluh MA
pfrnak <- frňák (Nase) PW
Pistole <- píšťala (Mittelalter) WP
Pitschen <- pičí (Trinkgeschirr) PW
Piwo <- pivo (Bier) PW
plazen <- plakat (ö) WP
plazn <- plakati (weinen) PW
Polak <- Polák (Pole)
Polka <- polka WP
pomali <- pomali (ö) WP
pomali <- po malu (langsam) PW
povidalen <- povídat (erzählen, sprechen) PW
Powidl <- povidla (ö) WP
Preiselbeere <- bruslina
Quark <- tvaroh WP
Rathaus -> radnice MA
Reizker <- ryzek
Ribisl <- rybíz (Ribisel) PW
roboten <- robot (Arbeit) PW
Roboter <- robota (= Fronarbeit) WP
Saal -> sál WP
schetzkojedno <- všecko jedno (egal) PW
Schinken -> šunka WP
Schlãtz <- clíz (Schleim) PW
Schunken <- šunka (Schinken) PW
Schwager -> švagr WP
Skubanky <- škubánky (rupfen, zupfen)
Sliwowitz <- slivovice (ö) WP
Sold -> žold WP
Spitz -> špicl MA
Stieglitz <- stehlec, stehlík
Strizzi <- strýc, strýček (Onkel) PW
Stuck -> štuk MA
Stådl <- stodola (Scheune) PW
Tasche -> taška WP
Tatschkerln <- taška (Tasche, Lehnwort aus dem Deutschen) PW
Teller -> talíř WP
titschkerln <- dyčka (Degenspitze) PW
Toilette -> hajzl (Haisl (Häuschen)) WP
Trabant <- drabant (Landsknecht) WP
Tschapperl <- čapek (ö) WP
Tschåpperl <- čapek (kleiner Storch) PW
tschari <- čary (Zauberei) PW
Tuchent <- duchna (ö) WP
Urteil -> ortel MA
Waage -> váha MA
Walzer -> valčík WP
Wurst (Wurscht) -> buřt WP
Zeiserl <- čižek (Zeisig)
Zeisig <- čížek WP
Ziegel -> cihla MA
Ziel -> cíl WP
Ziesel <- sysel WP
Zobel <- sobol
Zucker -> cukr MA
Zwetschge <- švestka WP

robot

robot ist eine Wortschöpfung Josef Čapek, erstmals publiziert in Karel Čapeks sozialutopischem Drama R. U. R. (1920/1921), die sich in praktisch alle Sprachen verbreitet hat.

wir -> mir, uns -> sich

Tschechische Kindermädchen lehrten den Kindern deutsch, indem sie die tschechische Schreibweise mi se hrajeme ins Deutsche übersetzten. Und so entstand: mir spielen sich. Richtig wäre natürlich ‚wir spielen‘ oder ‚wir spielen uns‘. Sprachkontakt Tschechisch-Deutsch in Wien

Meidlinger L

Das Wiener „Vorstadt-L“, auch „Meidlinger L“ genannt, (etwa [ł], insbesondere im Wort- und Silbenauslaut) wird vielfach auf tschechischen Einfluss zurückgeführt, doch im Auslaut ist dieses L im Zuge der mittelbairischen L-Vokalisierung zunächst geschwunden und erst nachträglich unter hochsprachlichem Einfluss restituiert worden, eben als [ł], z. B. weil basilektal [vœi], umgangssprachlich [vε:ł]. Doch das tschechische L ist dem standarddeutschen L ähnlich (aus slawistischer Sicht ein „mittleres L“). Nach Kranzmayer (1956, 119) ist dieses Wiener Ł „postdental in bestimmten Gesellschaftsschichten“. Sprachkontakt Tschechisch-Deutsch in Wien

erzählen Sie das der Frau Blaschke! das ist unwahr!

ich bin immer der Novak ich zahle immer drauf.

Durch H. Qualtingers Figur (recte) Trávníček entstand die Redewendung Travniček täte sagen… nach landläufiger Meinung würde ich sagen

Kuchl-Böhmisch

Das Kuchl-Böhmisch ist/war eine sowohl für Deutsche aber auch für Nicht-Wiener Tschechen unverständliche Mischung der beiden Sprachen.

Kuchl-Böhmisch war die Sprache der eher einfachen, aus Tschechien zugewanderten Wiener. Es war eine Mischung aus tschechischen Bindewörtern, tschechischer Wortstellung und tschechischen Wortendungen und deutschen Wörtern, die insgesamt weder für einen Deutschen noch für einen Tschechen verständlich ist.

In der gehobenen tschechischen Gesellschaft – und damit ist auch schon die Schule gemeint – war diese Ausdrucksweise nicht gebräuchlich, wurde aber natürlich verstanden.

Dass man diese Sprache auf die Küche bezieht, erklärt sich aus den überwiegend in niederen Diensten stehenden tschechischen Arbeitskräften.

Erinnerungen

Wir wohnten im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses mit 30 Wohnungen in Simmering. Es gab 4 Parteien, die den Wiener Tschechen zuzuzählen waren (3 Tanten sowie meine Eltern und Großeltern in einer gemeinsamen Wohnung). Diese vier Wohnungen waren meine Welt, mit den deutsch-sprechenden Mietern hatte ich nichts zu tun, ich lebte bis zum Eintritt in die tschechische Volksschule in einer echten tschechischen Parallelwelt. In den vier Jahren der Volksschule lernte ich Deutsch, sodass ich mit zehn ohne Sprachprobleme in eine deutsche AHS wechseln konnte.

Warum die Schulbehörde dieses Schulmodell, das auch am französischen Lyceum, der Vienna Englisch School, den slowenischen und kroatischen Schulen in Kärnten und im Burgenland erfolgreich verwendet wird, nicht auch für Türken, Araber und Afghanen anwendet, bleibt ein Gehemnis der an Lueger erinnernden rechten Politik.

Mein Klassiker des Kuchl-Böhmisch, den ich mir aus der Kindheit gemerkt habe, ist:

Klopfovat tepichy na gonku.

klopfovat = klepat / klopfen
tepichy = koberce / Teppiche
gonk = chodba / Gang
na = na / auf

Tschechisch/Deutsch hieße der Satz:

Klepat koberce na chodbě.

Teppiche am Gang klopfen.

Es war nämlich verboten, Teppiche am Gang zu klopfen, man sollte dazu do hofu = dvůr, do dvoru / in den Hof gehen.

seslík

Dass mein eigenes Tschechisch auch aus diesem Kauderwelsch bestand, wurde mir klar, als ich etwa im Alter von 17 Jahren in der Slowakei einen einmonatigen Urlaub bei einer befreundeten Familie verbrachte. (Slowakisch und Tschechisch sind sehr ähnlich, und eine Kommunikation ist problemlos möglich.)

Ich sprach von einem seslík, was aber niemand verstand. Ein Sessel heißt nämlich auf Tschechisch židle oder křeslo.

Was war passiert? Das deutsche „Sessel“ wurde mit der tschechischen Endung ík verbunden und daraus wurde seslík.

Und von diesen Wörtern gab es in der Alltagssprache sehr viele. Praktisch jeder deutsche Begriff, zu dem man das richtige tschechische Wort nicht parat hatte, wurde durch Anhängen einer passenden Endung zu einem Wort des Kuchl-Böhmisch.

Tante Jolesch

Bei fast allen Internetseiten, die sich mit dieser Mischsprache beschäftigten, wird ein durch Friedrich Torberg in seinem Buch „Die Erben der Tante Jolesch“ verewigter Satz zitiert:

Hausmajstr vypucuje votruv ibacia na klandru.

Domovník čistí otcovský svrchník na zábradlí.

Der Hausmeister putzt Vaters Überzieher am Geländer.

Kuchlböhmisch anderswo

Die innige Begegnung zwischen Tschechisch und Deutsch erzeugt offenbar immer so etwas wie „Kuchl-Böhmisch“, nicht nur in Wien. Wilfried Büchse aus Köthen publiziert auf seiner Seite einen Text in Reimform über eine Passkontrolle am Prebischtor, einem Naturdenkmal in der Böhmischen Schweiz (größte Sandstein-Felsbrücke Europas) an der Grenze zwischen Böhmen und der Lausitz in Deutschland.

Pasová kontrola u Pravčické brány

Die Passkontrolle am Prebischtor

Ví ich kám nach Prébištór, kšá sich mir grós Malér:
komcich gróses dykes Man, frlangt sich fon mír pas auf Štel.
Ich grajfe sem, ich grajfe tam, ale vidím, že já pas nemám.
Jeses, Jeses, das is Špás, frás ich koláč samtém pas!

Fýr ale Mitmenšen, dý des Bémišn nicht ganc mechtik sind,
hír der obige Tekst nochmál in fřtendlichem Dajč:

Wie ich kam nach Prebischtor, geschah sich mir groß‘ Malheur:
kommt sich großes dickes Mann, verlangt sich von mir Pass auf der Stell‘.
Ich greife hier, ich greife dort, aber sehe, dass ich Pass nicht habe.
Jesus, Jesus, das ist Spaß, fraß ich Kuchen samt dem Pass.

fotrová

Das Wort fotrová ist einer meiner Hits aus dem Bereich des Kuchl-Böhmisch aus Wien, genauer gesagt ist es eine Wortschöpfung meiner Tante Milly. Das Wort gehörte zu ihrem persönlichen Wortschatz und war außerhalb der Familie völlig unbekannt. Aber in unserer Familie war es ganz klar, was gemeint war, wenn meine Tante die fotrová besucht hat.

Fünf Schwestern und ein Bruder Pohan kamen um 1900 aus Mähren nach Wien und holten schließlich auch ihre betagte Mutter Barbara in die Reichshauptstadt. Božena heiratete einen Beamten, Ludmilla und Anna je einen Schneidermeister, Maria einen Lebensmittelhändler und meine Großmutter Julie einen Schlosser.

Hier geht es um Maria Pohan, meine Großtante. So etwa schaute das damals aus, wenn im Jahr 1905 geheiratet wurde: Josef Peksa und Maria Pohan.

Maria und Josef Peksa

Familie Peksa betrieb ein Lebensmittelgeschäft in der Hauffgasse 12. Es könnte so um 1910 gewesen sein, als sich Maria mit ihrer Tochter Ludmilla (Miluška, Milly) fotografieren ließ:

Aus dieser Zeit ist mir eine Erzählung bekannt, an die sich meine Tante zeitlebens gut erinnern konnte. Es war im Jahr 1910 – die Peksas wohnten in der Sedlitzkygasse 40, Ecke Grillgasse. Aus einem der Eckfenster des Hauses konnte die fünfjährige Miluška die eindrucksvolle Erscheinung des Halleyschen Kometen bestaunen.

Miluškas Mutter Maria starb 1933 im 51. Lebensjahr. Ihr Vater Josef heiratete ein zweites Mal. Seine zweite Frau Theresia verstarb 1945 im 66. Lebensjahr. Er heiratete ein drittes Mal die deutlich jüngere Therese Auer. Diese Therese war dann also die Stiefmutter meiner Tante. Nach dem Tod ihres Vaters Josef 1950 besuchte sie meine Tante Miluška regelmäßig in ihrem damaligen Wohnhaus in der Lorystraße 6. Ihre Stiefmutter Therese war etwa 15 Jahre älter. Eine Mutter-Tochter-Beziehung hat sich nicht entwickelt, es war eine eher sachliche und kameradschaftliche Beziehung. Heute hätte meine Tante ihre Stiefmutter vielleicht „Lebensabschnittspartnerin meines Vaters“ genannt.

Da aber meine Tante praktisch ausschließlich in tschechischer Gesellschaft verkehrte, verstand sie es ebenso wie meine Großmutter deutsche Wörter im tschechischen Alltagssprech zu einzubauen. Der Ausdruck „Die Frau meines Vaters“ statt „Mutter“ wäre viel zu sperrig; es hieße etwa Mou otcovu manželku, was aber zu viel der Ehre gewesen wäre, also kürzte sie das genial ein, indem sie formulierte „Die meines Vaters“. Im Deutschen klingt das etwas sonderbar, aber im Tschechischen lassen sich diese drei Wörter in einem einzigen zusammenfassen, und es passt, wenn man statt „Vater“ (otec) das mundartliche Foda oder Voda „Vater“ vertschechischt und es als fotr ausspricht. Und „die (Frau) des Vaters“ ist dann eben die fotrová. Artikel sind im Tschechischen optional.

Weder ein Tscheche noch ein Wiener verstehen, was hier gemeint sein könnte, denn die Endung ová macht das eigentliche Wort „Vater“ = „fotr“ völlig unkenntlich.

Das war also eine dieser genialen Wortschöpfungen, die es vermieden hat, die Stiefmutter als „Mutter“ zu bezeichnen, ja nicht einmal „Frau des Vaters“ zu ihr zu sagen, sondern sie auf „die des Vaters“ reduzierte.

Das waren sie. die Therese (links) und meine Tante Miluška (rechts), ca. 1965:

Resi (links) und ihre Stieftochter Milly, meine Tante (rechts)

Im Gespräch mit Fremden sprach meine Tante ihre Stiefmutter als Therese oder Resi an, nur wenn sie im Familienkreis über sie gesprochen hat, was sie eben die fotrová.

Ende einer Sprache

Nach dem Tod meiner Großmutter, 1968, verließ mich mein letzter tschechisch sprechender Gesprächspartner, denn mit ihr musste man Tschechisch sprechen, meine Eltern waren natürlich – berufsbedingt – schon zweisprachig unterwegs. Mit diesen Menschen verschwand auch diese lustige Mischsprache aus meinem Alltag. Ich wäre interessiert zu erfahren, ob die heutigen Wiener Tschechen noch etwas mit dem Kuchl-Böhmisch anfangen können.

Böhmakeln

Im Gegensatz zu dem „austrobohemischen Soziolekt“ des Kuchl-Böhmisch, ist das Böhmakeln der Akzent jener Tschechen, die den Übergang zum Deutschen zwar grammatikalisch, aber nicht lautlich geschafft haben.

Gekonnt geböhmakelt hat man in den Zeiten von Böhm/Farkas/Waldbrunn/Muliar/Alexander in gesprochenen Texten des Kabaretts.

Unvergessen sind die zahllosen Szenen von Maxi Böhm, der selbst aus Reichenberg (Liberec) stammte und der einerseits diese Sprachfärbung gezielt in seinen Erzählungen eingebaut hat und jede davon mit dem Running Gag „Bei uns in Reichenberg…“ eingeleitet hat.

Behmische Weihnachtsgéschicht‘

Dieses Gedicht „Behmische Weihnachtsgeschicht“ sollte man böhmakelnd vortragen – sofern man das kann.

Ich fircht‘, man kennt mich nur sehr wenig:
ich bin der vierte Heilige-Drei-Kenig,
geboren – no das heert man eh –
im scheenen Hradec Kralové,
mit Namen Jirí Príhoda,
in der Bibel steh‘ ich nie wo da –
das ist a traurige Geschichte
die welche heit‘ ich eich berichte.
Es hat der Stern von Bethlehemen
gemacht an Umweg iber Behmen
und darauf hab‘ ich gleich gewisst:
geboren ist Herr Jeschusch Christ!
Nu – weil mir Behm‘ Benehmen haben
besurgte ich gleich scheene Gab‘n,
nadierlich nicht kein Gschisti-Gschastel,
nein – Olmitzer Quargel in hulzerne Kastel!
Meine Kollegen, die andern drei Kenig,
warn ungeduldig schon a wenig,
in Damaschkusch sie mussten worten
bis ich gekummen bin von Norden
und Schimpfer mecht‘ ich duften kriegen,
„No“, sag‘ ich, „kann ich vielleicht fliegen?“
Dann sind mir scharf rechts abgebogen
und nach Jeruschalem gezogen.

Das Wetter durt war wunderscheen,
man hat die Sonnen nur geseh’n,
no, prosim pane, was sag‘ ich ihnen,
mein Quargel fangt sich an zum rinnen!
Der Balthasar hat gleich geschniftelt,
was in der Wiste da so diftelt,
doch ich hab‘ zu ihm g’sagt: „Du weißt nix,
ein Quargel, was nicht diftelt, heißt nix!“
Der Stern, der vor uns hergezogen,
ist pletzlich nicht mehr weiterg’flogen,
hat g’macht an Bremser iber an Stadel –
drin war ein Bursch‘ mit seinem Madel
und in an Bramburi-Kistel mit Stroh und Windel
da ist sich gelegen das himmlische Kindel.
Der Kaschpar, Melchior, Balthasar,
bringen Gold, Weihrauch und Mirrhe dar
und ich bring‘ Kistel hulzernes
mit Olmitzer Quargel – geschmulzernes.
Drauf sagt der Josef: „Maria, ich mecht wissen –
hat sich der Bub schon wieder angesch…?“
Der Evangelist Máttheus hat gestrichen drum
mich aus dem Weihnachtsevangelium.
Man kennt mich darum nur sehr wenig:
ich bin der vierte Heilige-Drei-Kenig!

Michael Haas – 1999
Favoritner Mundartdichter

Hilfsmittel

Als Übersetzungshilfe kann man folgende Wörterbücher verwenden:

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