Das „Vorgestern“ steht für viele Jahrhunderte vor dem 19. Jahrhundert, in denen die Nachbarschaft der Sprachräume einen gegenseitigen Einfluss auf die Kulturen nahm.
Frühmittelalter
Durch jahrhundertelangen deutsch-tschechischen Sprachkontakt gibt es erstaunlich viele Parallelen im Wortschatz. Schon vor der ersten Jahrtausendwende wurden deutsche Begriffe im Tschechischen entlehnt. Mittelalterliche Ostsiedlung
Weitere Details zur Sprache findet man im Wikipedia-Artikel über die Tschechische Sprache. Eine Liste mit zahlreichen Wortbeispielen findet sich auf der Seite Sprache.
Ortsnamen
Viele vertraute Ortsnamen gehen auf ursprünglich slawische Begriffe zurück:
- Zwettl: světlo (Licht),
- Langenlois, Loiben: ljuba (Liebe),
- Ötscher: otec (Vater)
Slawisches Wien
Aus Slawische und slowenische Ortsnamen in Österreich:
Einige Namen von Wiener Bezirken und Bezirksteilen sind slawischer Herkunft:
- Währing (ursprünglich Gewässername, < *varika etwa ‘Wasserschwall’ zu slaw. varъ),
- Döbling (< *topl’ika zu slaw. *topl’- ‘sumpfige Stelle’),
- Liesing (< *lěsьnika ‘Waldbach’ zu slaw. lěsъ ‘Wald’),
- Lainz (vom slaw. Lokativ na lÜncě ‘auf der Wiese’),
- Stammersdorf (enthält den slawischen Personennamen Stojmir).
Die zahlreichen Endungen der Dörfer und Bezirke auf ing sind Bairisch.
Wien selbst heißt in slawischen Sprachen recht verschieden:
- Vídeň (tschechisch),
- Viedeň (slowakisch),
- Wiedeń (polnisch, reflektiert altes *Veid(i)nia ‘Waldbach’, worauf auch althochdeutsch Wienna zurückgeht),
- Dunaj (slowenisch, nach der Donau),
- Bécs (ungarisch, unklare Bedeutung).
- Beč (serbisch und kroatisch),
- Вена bzw. Vena [wjena] (russisch, aus dem Französischen Vienne),
- Відень bzw. Videń (ukrainisch).
Siehe auch
- Österreichische Namen slawischer Herkunft in den Traditionen des bayerischen Klosters Vornbach
- Bairisch auf slawischer Basis (DiePresse)
- Die Slawische Steiermark (DerStandard)
Ottokar II. Přemysl
1251-1278 Herzog von Österreich
In der kurzen Zeit seiner Regentschaft gründete Ottokar II. Přemysl einige Städte (Leoben, Bruck an der Mur, Marchegg und eventuell Bad Radkersburg). Ebenso hat er die Arbeiten am Stephansdom und an der Hofburg vorangetrieben.
Während dieser Jahre siedelten sich Bauern aus Tschechien in Österreich an.
Die Schlacht am Marchfeld zwischen dem Habsburger Rudolf I. und Ottokar II. Přemysl beendete diese kurze Regentschaft des Böhmenkönigs über das heutige Ostösterreich.
Prager Groschen
1300
Der Prager Groschen (tschechisch pražský groš, lateinisch grossus Pragensis), im deutschen Sprachraum auch als Böhmischer Groschen bezeichnet, wurde erstmals unter dem böhmischen König Wenzel II. um 1300 in Kutná Hora (dt. Kuttenberg) geprägt.
Jan Hus
1379-1415
Der tschechische Theologe und Reformator Ján Hus wurde zum Konzil von Konstanz eingeladen, und dabei wurde ihm freies Geleit zugesichert. Schließlich aber – nach langen Aufenthalten in Gefängnissen – hingerichtet. Sein Abschiedsbrief:
„Das aber erfüllt mich mit Freude, daß sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, daß sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten.“
Der folgende berühmte Ausspruch ist so prophetisch, dass man ihn eher als eine Dichtung im Nahhinein interpretieren kann:
„Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen.“
Die Kirche ist in Tschechien seit den Zeiten des Ján Hus insbesondere in Böhmen weniger geachtet.
Im europäischen Vergleich hat Tschechien die bei Weitem wenigsten Gläubigen.
Darüber hinaus gibt es einen Unterschied zwischen Böhmen und Mähren. Die eher bäuerliche Bevölkerung in Mähren ist religiöser eingestellt als das eher industrielle Böhmen.
(Aus dem Wikipedia-Artikel „Tschechien„)
Die Häufigkeit von Namen ist ein einfaches Mittel die Gottesnähe in der Bevölkerung zu überprüfen. Die Vornamen Božena („Die mit Gott“ ist oder „Frau Gottes“) oder Bohuslav („Gottesehre“) werden in Mähren deutlich häufiger vergeben:
Häufigkeit von Božena
Häufigkeit von Bohuslav
Kaiserresidenz Prag
In der Zeit der ersten Habsburgerkaiser nach Rudolf I. war Prag größer als Wien. Es war multikulturell mit einem großen jüdischen Bevölkerungsanteil. Die Relation der tschechisch- und deutschsprechenden Bevölkerung war etwa 2:1.
Die Habsburger
- Ferdinand I. (1558-1664),
- Maximilian II. (1564-1576)
- Rudolf II. (1576-1608)
- Matthias (1612-1619)
residierten als Römisch-Deutsche Kaiser in Prag.
Kaiserresidenz Wien
Nach der Niederschlagung des böhmischen Ständeaufstandes verlegten die Habsburger die Residenz nach Wien.
In weiterer Folge errichtete der böhmische Hochadel „Niederlassungen“ in Wien: Colloredo, Czernin, Harrach, Kaunitz, Kinsky, Lobkowitz, Schwarzenberg, Windisch-Graetz
Böhmische Palais in Wien
Böhmische Hofkanzlei
Judenplatz 11, 1010 Wien
Palais Colloredo
Waaggasse 4, 1040 Wien
Palais Colloredo-Mansfeld
Parkring 6, 1010 Wien
Palais Czernin
Wallnerstraße 3, 1010 Wien
Palais Daun-Kinsky
Freyung 4, 1010 Wien
Palais Harrach
Freyung 3, 1010 Wien
Palais Kaunitz
Palais Kaunitz, Amerlingstraße 6, 1060 Wien (besteht nicht mehr)
Palais Kaunitz-Wittgenstein
Münchendorfer Strasse 2, 2361 Laxenburg
Palais Lobkowitz
Lobkowitzplatz 2, 1010 WIen
Palais Schwarzenberg
Prinz-Eugen-Straße 9, 1030 Wien
Palais Schwarzenberg
Palais Schwarzenberg, Neuer Markt 8, 1010 Wien (besteht nicht mehr)
Palais Windisch-Graetz
Renngasse 12. 1010 Wien
Josef II. und die Tschechen
Mit den Adelsfamilien kam auch tschechisch sprechendes Personal in die Stadt. Kaiser Josef II. lernte selbst Tschechisch und verfügte, dass in Wiener Bezirken mit hohem Anteil an tschechischer Bevölkerung kaiserliche Erlässe auch in tschechischer Sprache zu verkünden sind.
1765 bereiste Josef II. Mähren, um die Lebenssituation der Bauern kennenzulernen. Es ist auf zahlreichen Zeichnungen dokumentiert, dass er im Ort Slavíkovice den Pflug geführt hat.