Für die Wiener Tschechen begann die Zweite Republik mit einer weiteren Dezimierung. Der tschechische Staat bot 1946 den Wiener Tschechen leerstehende Wohnungen und Häuser in den Sudetengebieten an, deren deutschsprechende Bevölkerung vertrieben worden ist. Bis zu 24.000 Wiener Tschechen haben dieses Angebot angenommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen zwar die Tschechen ihr beschlagnahmtes Eigentum wieder zurück, doch durch die große Rückwanderwelle Wiener Tschechen in die verwaisten Sudetengebiete, schrumpfte die tschechische Gemeinde. Alle Schulen außer dem Standort am Sebastianplatz mussten wegen Schülermangels geschlossen werden. Die Finanzierung der Schule erfolgte zum Teil aus den Einnahmen der Vermietung der nicht mehr benötigten Gebäude.
Die Errichtung des Eisernen Vorhangs 1948 bewirkte, dass es auch zu keinem weiteren Zuzug aus Tschechien kommen konnte. Das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei führte darüber hinaus zu einer Spaltung der Wiener Tschechen in eine österreichisch-demokratische und eine tschechisch-kommunistische Fraktion. Diese Spaltung schwächte die Arbeit der Verbände und konnte erst ab 1989 überwunden werden.
Anfangs war Reisen für Bewohner der Tschechoslowakei überhaupt nicht möglich, später nur dann, wenn der Gastgeber die Haftung für Eventualitäten übernahm, später auch für Pensionisten.
FELIX
Die Mutter von Bruno Kreisky, Irene Kreisky (geborene Felix) stammte aus einer Znaimer Familie von Gemüseproduzenten. Die Familie musste 1939 nach Schweden fliehen und gründete dort die Konservenfabrik Felix. 1955 warb Staatssekretär Bruno Kreisky bei seinem Cousin Herbert Felix, für die Errichtung eines Standorts in Österreich. Seit diesen Tagen werden in Mattersburg von Felix Austria Konserven hergestellt.
Prager Frühling
Der Prager Frühling endete im August 1968 mit der Besetzung der Tschechoslowakei und führte zur Emigration von bis zu 150.000 Tschechen nach Österreich.
Für die Wiener Tschechen war diese Wanderung eine willkommene Auffrischung, die aber auch die Nebenwirkung hatte, dass die Neuankömmlinge mit den Traditionen der ursprünglichen Wiener Tschechen nichts anfangen konnten.
Bruno Kreisky
Die Politik von Bundeskanzler Bruno Kreisky nahm einen großen Einfluss auf den gesicherten Weiterbestand der tschechischen und slowakischen Volksgruppe.
Tschechische und slowakische Volksgruppe
Die Regierung Kreisky verfügte 1972, dass in Kärnten zweisprachige Ortstafeln aufzustellen seien und verfasste das Volksgruppengesetz 1976. Seither bestehen in Österreich folgende 6 autochthone Volksgruppen:
- die kroatische,
- die slowenische,
- die ungarische,
- die tschechische und
- die slowakische Volksgruppe sowie
- die Volksgruppe der Roma.
Bruno Kreisky beschrieb den Integrationsprozess der Wiener Tschechen am 28. März 1977 so: (Brousek, 1980, S. 8)
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Samtene Revolution
Die Samtene Revolution 1989 führte zu einer weiteren „Auffrischung“ der schrumpfenden Gemeinde der Wiener Tschechen. Vor allem aber ermöglichte die nunmehr offene Grenze, dass es zu einem vielfältigen Austausch zwischen den Wiener Tschechen und ihrem Mutterland kommen konnte.
Insbesondere konnten der Schulverein Komensky wieder ein Oberstufen-Realgymnasium eröffnen und damit den neuen Wiener Tschechen komfortable Bedingungen bieten.