Industrielle Revolution


Als Industrielle Revolution bezeichnet man den Übergang einer Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft. Der Motor für diese Entwicklung war starkes Bevölkerungswachstum, das nach der Aufhebung der Leibeigenschaft sowohl eine Emigration nach Übersee als auch eine Wanderbewegung der Landbevölkerung in die Städte auslöste.

Gleichzeitig veränderte die Dampfmaschine den Arbeitsprozess von der Manufaktur zur Maschinenhalle.

Bevölkerungswachstum

Ab dem 18. Jahrhundert setzte ein starkes Bevölkerungswachstum ein, die Bevölkerungszahl stieg rasch an.

Dieser Entwicklung stand die „Schollenpflicht“ entgegen, d.h. die Landbevölkerung konnte wegen dieser Leibeigenschaft nicht abwandern und verarmte.

Biedermeier

Im Biedermeier bestand ein Widerspruch zwischen der großen Armut der Landbevölkerung und ihrer Darstellung:

„Rückkehr von der Kirchweih“,
Ferdinand Waldmüller, 1859/60

Landflucht

Maria Theresia und auch Josef II. gelang es nur teilweise, die Leibeigenschaft gegen den Widerstand des Adels aufzuheben. Erst Hans Kudlich schaffte mit seinem Grundentlastungspatent 1849 die Befreiung der Bauern.

Maria Theresia, Josef II., Hans Kudlich

Revolution, 1848

Der Aufstand der Bürger 1848 erschütterte das Herrscherhaus und kein Satz des Kaisers Ferdinand I. (der Gütige) charakterisiert das so treffend wie „Ja, dürfen’s denn des“. Den Forderungen der Bürger nach grundlegenden Rechten und einer Verfassung wurden nicht entsprochen, der Nachfolger von Ferdinand I., Franz Josef I. regierte weiterhin absolutistisch. Anstelle einer Verfassung wurden Kasernen (Arsenal (1856), Rossauer Kaserne (1869) ) errichtet, um auf eventuelle zukünftige Aufstände besser gerüstet zu sein. Erst nach zwei militärischen Niederlagen bei Solferino und Königgrätz kam es 1867 zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich und zur Reichsteilung in eine ungarische und österreichische Reichshälfte, verbunden mit jenen Grundrechten, die uns bis heute begleiten.

Aber ein wichtiges Gesetz wurde dennoch bereits 1848 beschlossen und 1849 vom Kaiser bestätigt: das Gesetz zur Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern und die Verpflichtung zur Zahlung des Zehenten und die Befreiung vom Robot. Der junge Jurist Hans Kudlich, dessen Eltern selbst noch zehentpflichtig waren und die ihrem Sohn ein Jusstudium in Wien ermöglichten, wurde bei den Revolutionskämpfen im März 1948 durch einen Bajonettstich verwundet, kam in ein Sanatorium und brachte im Juli 1848 als junger Abgeordneter das Gesetz zur Befreiung der Bauern ein. Er selbst musste aus Österreich des Franz Josef flüchten und fand in den USA eine neue Heimat. Aber sein Gesetzesvorschlag hatte Bestand und war mit ein Grund, warum ab 1848 dieser starke Zustrom an Wirtschaftsflüchtlingen einsetzte und erst mit dem Ersten Weltkrieg ein Ende fand.

Arsenal und Rossauer-Kaserne

Militärische Gesichtspunkte machten es erforderlich, eine Kaserne bei den neuen Bahnhöfen zu errichten. Der Bau des Arsenals wurde gleich nach dem Revolutionsjahr 1849 begonnen und 1857 fertiggestellt. Die 100 Millionen Ziegel dazu lieferte das Ziegelimperium des Alois Miesbach. 1869 kam die Rossauer Kaserne (errichtet als Kronprinz-Rudolf-Kaserne) dazu.

Emigration

Alle im Verlaufe der Revolution verabschiedeten Gesetze wie zum Beispiel die Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit wurden zuerst von Kaiser Ferdinand I. (der Gütige) bestätigt, danach aber von Franz Josef I. wieder rückgängig gemacht wurden. Eine Ausnahme war das Grundentlastungspatent, das von Hans Kudlich eingebracht wurde. Man kann vermuten, dass sogar dem ansonsten absolutistisch herrschenden Franz Josef I. eine Hilfe für die Bauern wichtig schien.

Die Landflucht hatte zwei Ziele: Emigration in Übersee und die Übersiedlung in die großen Städte. Beispielsweise befindet sich die größte tschechische Community in Texas (ca. 47.000).

„Czechen, die alle nach Wien gehen, ohne Abgeordnete zu sein“.
Satirisches Blatt zur Migration der Tschechen nach Wien.
Karikatur aus der Zeitschrift „Hans Jörgel“.
Farblithographie von Vinzenz Katzler. Druck Reiffenstein & Rösch, Wien. 1869.

Wachstum von Wien

Wien wuchs zwischen 1850 und 1914 um das Vier- bis Fünffache – einzigartig in Europa. Mit der späteren Wienerberger AG gab es in Wien die größte Ziegelfabrik der Welt. Einerseits boten die Ziegelwerke und die Bauindustrie Arbeit für die Massen an Arbeitssuchenden, anderseits verschlimmerten sich die Lebensbedingungen der Arbeiter wegen der Gewinnmaximierung durch die Aktiengesellschaft.

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung von Wien

Man sieht, dass ab 1850 das Wachstum der Stadt noch deutlich zugelegt hat. Der Rückgang der Einwohnerzahl nach den beiden Weltkriegen war auch auf Rückwanderwellen eines Teils der Wiener Tschechen zurückzuführen.

Wie viele Tschechen gab es in Wien?

Die offiziellen Zahlen der jährlichen Volkszählung ergab eine Zahl von etwa 100.000 Tschechen, doch ihre gefühlte Zahl musste eine viel Größere gewesen sein.

Wirkung von Assimilation in der Migration

Das rasante Wachstum der Stadt ergab sich praktisch ausschließlich durch Migration, also müssen zwischen 1850 und 1914 etwa zwei Millionen Menschen nach Wien gezogen sein. Wenn man annimmt, dass die Hälfte von ihnen Tschechen war, wären das eine Million. Durch Assimilation reduzierte sich der Anteil der Tschechen im Laufe der Jahre. Die Assimilation erfolgt einerseits durch eine natürliche Vermischung anderseits durch den Druck der durch Nationalismus motivierten Maßnahmen.

Ende der Zuwanderung 1914,
Rückgang des tschechischen Bevölkerungsanteils

Entwicklung der Bezirke